Hygiene, Corona und Hysterie

Schneller als man denkt kommt die Hygiene global, sichtbar und unvermeidbar bei den Menschen an. Der weltweiten Corona Hysterie in Österreich zu entkommen, gelingt einfach nicht. Zu intensiv wird berichtet, zu unsicher sind die Informationen und es kann jeden treffen.

Wir leben in einer Zeit, in der die Menschheit es so weit gebracht hat, dass eigentlich nichts mehr unklar ist. Wir erklären sämtliche physische und psychische Phänomene, wissen wie Regen entsteht und Vulkanausbrüche und Sonnenfinsternisse sind sowieso kein Thema mehr.

Belächelt wurden die Menschen, die in Zeiten der Pestepidemien und beim Kindbett nichts über die doch so logischen mikrobiologischen Abläufe betend in die Kirchen rannten und um Hilfe von oben baten. Der moderne Mensch von heute weiß einfach ALLES. In diesem Zusammenhang möchte ich noch die Unsinkbarkeit der Titanic in Erinnerung rufen.

Plötzlich bricht der Coronavirus über uns herein und bringt uns in eine Situation, die wir bislang noch nicht kannten. Es gibt auf zu viele Fragen zu wenig Antworten – und sogar diese widersprechen sich. Während in China Millionenstädte abgeriegelt werden, Millionen Menschen in Quarantäne gesteckt werden, in Korea straßenweise Desinfektionsmittel versprüht wird, vernimmt man bei den politischen Verantwortlichen in Europa, dass das Ganze eh nicht so schlimm sei und man perfekt auf die anrollende Pandemie vorbereitet sein. Während dieser Ankündigungen steigen die Erkrankungen jedoch unkontrolliert und widersprüchliche Aussagen aus allen Medien werden täglich angespült.

Hier der nicht ernstgemeinte Vorschlag, warum schickt man nicht europäische Verantwortliche nach China und hilft denen mal auf die Sprünge?

Der „Corona Hype“ zeigt bereits umfassende Auswirkungen auf die Gesellschaft. Begrüßungsrituale werden geändert, umfassende Maßnahmen zur Ansteckungsprophylaxe werden in Unternehmen ausgerollt, Lieferengpässe über internationale Handelsrouten sind schon jetzt spürbar und auch politisch geraten viele Systeme unter Druck. Die dramatischen wirtschaftlichen Auswirkungen werden wir erst in einiger Zukunft bemessen können.

Kann man also die Gefährlichkeit dieser Krankheit erklären oder klare Hinweise für „neue“ Verhaltensregeln geben? Grundsätzlich ist das möglich, denn hygienische Abläufe und Verhaltensregeln sichern das Zusammenleben schon seit Menschengedenken.

Das seit Langem bekannte Bevölkerungswachstum in Asien bedeutet, dass mehr Menschen auf einem beengten Raum zusammenleben müssen. Betrachtet man nun ausschließlich die hygienischen Anforderungen für diesen Umstand, sind umfassende strategische Maßnahmen zu treffen. Die Versorgung mit hygienisch einwandfreien Lebensmitteln, die Trinkwasserversorgung und in Folge die Abwasserentsorgung über eine Infrastruktur, die nicht mit der Lebensmittelversorgung kreuzkontaminiert. Die gesamte Entsorgung von Müll, Abwässern, Fäkalien und verbrauchter Luft ist so zu regeln, dass diese auch in Folge keine Gefährdung darstellt. Hier weise ich auf die besonders geschmacklose Situation der gigantischen Kunststoffmülldeponien in den Weltmeeren hin, die nun zu hochdramatischen Auswirkungen auf die gesamte Menschheit geführt hat. Basishygienische Maßnahmen versagen hier seit Jahrzehnten und holen „uns“ gnadenlos ein.

Auch das bislang, in Bezug auf Bevölkerungsentwicklung stagnierende Europa, wächst seit Jahren wieder durch die Einwanderungsbewegungen und sollte hier schon längst auf asiatische Hygienestrategien zurückgreifen. Die globalisierte Welt schafft nun ein Verbreitungsszenario für Krankheiten aller Art, welche mit Mitteln bekämpft werden, die man vorab erst „entmotten“ sollte.

Aus den in regelmäßigen Abständen rollenden Influenzawellen der vergangen Jahrzehnte, wurde insofern nichts gelernt, als dass man die krankheitsbedingten Ausfälle der Menschen schmerzlich hinnimmt und Impfdebatten führt.

Die Lebensmittelhersteller, die pharmazeutische Industrie und die Kosmetikproduzenten fahren seit Langem Produktionsabläufe, die grundsätzlich die sichere Herstellung von deren Produkten ermöglichen. Eine Skalierung dieser Abläufe lässt sich auf die Bevölkerung anwenden.

Betrachten wir hier das „Einschleusen“ in einen Produktionsbetrieb. Jeder Mitarbeiter ist dazu verpflichtet, seine private Bekleidung abzulegen und mikrobiologisch abgesicherte und kontrollierte Produktionsbekleidung anzulegen. Personalhygienische Maßnahmen sind durchzuführen. Eine derartige Routine ließe sich sehr einfach auf die Haushalte umlegen. Bei Betreten der Wohnung legt man im Vorraum seine Überbekleidung ab, zieht die Schuhe in einem definierten Bereich aus, geht im Anschluss ins Bad und wäscht seine Hände. Bei einer Erkrankung geht man nicht „tapfer“ mit rinnender Nase, Fieber und Husten ins Büro und steckt dabei am Weg zur Arbeit noch zusätzlich andere Menschen an, sondern meldet sich krank.

Bei öffentlichen Toiletten oder Toiletten am Arbeitsplatz ignoriert man nicht die angebotene Waschgelegenheit, sondern führt mit dem Waschen der Hände, Basishygiene durch. Ist man leicht erkrankt, gibt man nicht bei jeder Gelegenheit anderen Menschen die Hand, sondern weist darauf hin, dass ein Kontakt gerade nicht gesundheitsförderlich ist. Niesen sollte man unabhängig davon immer in die linke Hand! In Asien gebiete es der Anstand und die Höflichkeit, dass man durch das Tragen von Mundschutz sein Gegenüber vor einer möglichen Ansteckung schützt. Freiwillige Quarantäne wird bei uns nur widerwillig durchgeführt! Spannend ist auch die Situation in Spitälern, wo bei fast allen Patientenzimmern ein Desinfektionsmittelspender angebracht ist, jedoch die viel effizienteren Waschgelegenheiten sich fast unerreichbar in den Patiententoiletten befinden.

All dies schafft Raum für Infektionen, Erkrankungen und Pandemien. Eine gesellschaftliche Änderung dieser gefestigten Rituale und Muster dauern lange und sind auch da noch lückenhaft. Die Akzeptanz für solche Änderungen zu schaffen, schafft tatsächlich ein Pandemiefall wie der des Coronavirus.

Angst um die persönliche Gesundheit schafft sicher eine Bereitschaft, „neue“ hygienische Prozesse und Abläufe zu erlernen. Dies ist sicherlich der einzige positive Aspekt, der in der aktuellen Situation zu erkennen ist. Hoffentlich gelingt es der Gesellschaft und den politisch Verantwortlichen, diese notwendigen Verhaltensregelungen zu ändern und zu schaffen. Lernen von den hygienischen Prozessen der Lebensmittel Verarbeiter und diese zu adaptieren und zu skalieren! Ein seit Jahren bestehendes Selbstverständnis dieser Branche in die Gesellschaft zu bringen und dadurch sichere Abläufe beim Umgang mit kreuzkontaminierenden und um-sich-greifenden Mikroorganismen zu schaffen, wäre eine wichtige Aufgabe und sollte rasch umgesetzt werden können.

Hygiene als Basislehrstoff in Schulen und Kindergärten, hygienisches Verhalten für Zuhause, ein hygienischer Umgang miteinander und „last but not least“ Hygiene in den Köpfen für mehr Verantwortung sowie gegenseitiger gesellschaftlicher Disziplin und dem Respekt gegenüber dem anderen. Das schafft die notwendige Basis für genau die persönliche Sicherheit, die wir für unsere eigene Gesundheit im öffentlichen Raum wünschen.

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